In den 16 Tagen gegen Gewalt gegen Frauen versucht man mit aller Gewalt mit gewaltigen Zahlen aufzuzeigen, wie gewaltig die Gewalt ist... [1]
Da „untermauert“ unsere Frauenministerin in Salzburg, daß es 80 Anrufe pro Tag bei der Frauenhelpline gibt [2]. Am selben Tag liest mann dann in einem anderen Medium, daß es 55 Anrufe pro Tag sind [3]. Über die Diskrepanz verwundert las ich den Helpline-Tätigkeitsbericht 2006 [4].
Da erfährt man weiter, daß die Hälfte Anrufsversuche sind, das heißt auch Mehrfachanrufe, um überhaupt durchzukommen. Nun gut also nur halb soviele Anrufe. Diese teilen sich aber auch in verschiedene Arten von Anrufen auf. Wenn man davon jene betrachtet, die unmittelbar mit Gewalt zu tun haben, sprechen wir von 2.488 Anrufen im Jahr [5]. Das sind jeden Tag 6,8 Anrufe betreffend Gewalt gesamt und jeden zweiten Tag ein Anruf wegen „akute Gewaltsituationen, Intervention“ und dabei ist nicht berücksichtigt, daß es auch Mehrfachanrufe gibt [6].
Nicht unerwähnt soll auch sein, daß 20% der Anrufe männlich sind [7]. Negativ zu erwähnen ist, daß es zumindest 2005 (2006 wird im Tätigkeitsbericht nicht ausgewiesen) 27% der Anrufe Beleidigungen, Beschimpfungen und Provokationen zum Inhalt hatten.
Die Zahlen sind erschreckend genug und man braucht sie nicht dramatisieren. Bei jenen, die alles kritiklos aus den Medien aufnehmen mag es sich mittelfristig auszahlen, aber bei jenen, die sich damit auseinandersetzen verlieren Politk und Medien an Glaubwürdigkeit. Und wenn die Kritischen es publizieren verliert man auch bei den Kritiklosen seinen Glaubwürdigkeit. Das kann nicht im Interesse jener sein, die ein Bewußtsein für ein Thema wecken wollen.
Und um es klarzustellen: Ich finde die Einrichtung einer anonymen Informationsstelle unbedingt notwendig. Nicht nur der Opfer wegen. Ich persönlich würde im Falle dessen, daß mir in meinem Umfeld ein Fall von Gewalt bekannt würde, eher hilflos sein (abgesehen eines kurzen Aufflackeren des Wunsches nach Selbstjustiz). Alleine für diesen Fall ist es gut zu wissen, daß es eine Stelle gibt, an der man Informationen bekommt um sich dem Problem richtig zu stellen.
Eines Tages vielleicht, um ein bisschen zu träumen, wird "Gender Mainstreaming" [8] wirklich war und es gibt eine Telefonhelpline gegen Gewalt für Männer. Ein bisschen um der Tatsache Rechnung zu tragen, daß mehr als zwei Drittel der Gewaltopfer Männer sind und daß im Bereich häuslicher Gewalt alles auf eine Parität der Geschlechter hinweist [9].
Anmerkungen
[1] siehe auch:
Kleine Zeitung mit großen Zahlen
http://dadila.blogspot.com/2007/11/kleine-zeitung-mit-groen-zahlen.html
Gewaltige Argumentationen
http://dadila.blogspot.com/2007/11/gewaltige-argumentationen.html
[2] „Bures: 80 Anrufe bei Frauen-Helpline pro Tag
Die Notwendigkeit des verstärkten Kampfes gegen Gewalt in der Familie untermauerte Familienministerin Bures mit aktuellen Zahlen:
● Die Frauen-Helpline gegen Männergewalt wird pro Tag zirka 80 Mal angerufen.“
Gewalt in der Familie wird verstärkt der Kampf angesagt[30.11.2007]
http://www.salzburg.at/themen/leben.html?nachrid=39832
[3] Große Werbeaktion für Frauenhelpline im Dezember "Verliebt, Verlobt, Verprügelt" - Frauenhelpline wird durchschnittlich 55 mal pro Tag angerufen
30. November 2007
http://diestandard.at/?url=/?id=1194863272253
[4] Tätigkeitsbericht der Helpline
http://www.haltdergewalt.at/frauenhelpline/Helpline_Taetigkeitsbereicht_2006.pdf
[5] „Unter den 7416 Anrufen verzeichnet die Frauenhelpline etwa 28%% (2109) Anrufe im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen. Bei etwa 13% der Anrufe waren akute Gewaltsituationen, Intervention (174) oder schwere Krisen (838) der Grund für einen Anruf bei der Frauenhelpline. 205 Anrufe von Frauen wurden explizit zum Thema Stalking bzw. Psychoterror verzeichnet. 9 Anrufe von Mädchen und Frauen, die von Zwangsverheiratung betroffen waren, wandten sich ebenfalls an die Helpline“
S. 28 des Tätigkeitsberichtes 2006
http://www.haltdergewalt.at/frauenhelpline/Helpline_Taetigkeitsbereicht_2006.pdf
[6] „Unter den Anruferinnen befinden sich jährlich auch sogenannte Mehrfachanruferinnen, die von den Beraterinnen in unterschiedlichen Intervallen und über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet und beraten werden.“
S. 29 des Tätigkeitsberichtes 2006
http://www.haltdergewalt.at/frauenhelpline/Helpline_Taetigkeitsbereicht_2006.pdf
„Mehrfachanruferinnen: Im Jahr 2004 wurden 57 Frauen in insgesamt 870 Gesprächen von den Beraterinnen der Frauenhelpline über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet und beraten.“
http://www.haltdergewalt.at/frauenhelpline/2004/statistik.htm
[7] „20% Männer und vor allem männliche Jugendliche haben sich im vergangenen Jahr an die Frauenhelpline gewandt. Neben den männlichen Jugendlichen sind dies vor allem Personen aus dem Umfeld der Betroffenen, die sich Sorgen machen und sich Auskunft für ihre Arbeitskollegin, Schwester, Mutter oder Bekannte holen.“
S. 29 des Tätigkeitsberichtes 2006
http://www.haltdergewalt.at/frauenhelpline/Helpline_Taetigkeitsbereicht_2006.pdf
[8] „Gender Mainstreaming betrifft die politischen Konzepte im Allgemeinen und zielt darauf ab, dass bei der Planung politischer Strategien die Besonderheiten, Interessen und Wertvorstellungen beider Geschlechter berücksichtigt werden. Bei jedem politischen Ansatz ist zu hinterfragen, welche Auswirkungen die geplante bzw. realisierte Politik auf die Erreichung des Ziels der Gleichstellung von Frauen und Männern hat.“
http://www.frauen.bka.gv.at/site/5557/default.aspx
[9] „Wie bekannt sein dürfte, ergab die Pilotstudie "Gewalt gegen Männer", dass etwa jedem vierten der befragten Männer schon mindestens einmal ein Akt körperlicher Gewalt durch eine Lebenspartnerin widerfahren war. Da Studien, die sich mit Gewalt gegen Frauen beschäftigen, zu ähnlichen Größenordnungen kamen, liegt die Vermutung nahe, dass sich Frauen und Männer hinsichtlich der Ausübung von Gewalt gegen das jeweils andere Geschlecht in quantitativer Hinsicht nicht sonderlich voneinander unterscheiden.“
http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/rezensionen/12980.php
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