Sonntag, 25. November 2007

Gewaltige Argumentationen

Heute ist der „weltweite Tag gegen Gewalt an Frauen“. Aber nicht nur dieser Tag, sondern auch die nächsten 16 Tage stehen unter dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ [1]. Es ist richtig, auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, Bewußtsein zu schaffen. Dennoch bleibt ein schaler Beigeschmack.

In der gesamten Diskussion über dieses Thema gibt es nur männliche Täter. Und wenn wir auch beim Thema Frauen als Opfer bleiben ist es absurd, Mütter, die ihre Töchter (auch Frauen) töten, schlagen, vernachlässigen oder psychischer Gewalt aussetzen nicht zu sehen. Auch psychische Gewalt von Frauen an Frauen in Form von Mobbing oder Gewalt, vor allem gegen ältere und pflegebedürftige Frauen zu ignorieren ist eigentlich fahrlässig. Nicht zu vergessen die Mitschuld von Frauen, die Gewalt an Frauen und Mädchen zulassen und nicht zur Anzeige bringen. Wo ist hier die Bewußtseinsbildung?

Ein Teil des schalen Beigeschmackes ist aber auch die dummen, weil falschen Aussagen von Politikern (vor allem -Innen) und den daraus resultierenden Aussagen in den Medien. Da liest man die Aussagen: „Opfer von Gewalt fast immer weiblich" und „Frauen sind in bewaffneten Konflikten besonders betroffen“ von Außenministerin Ursula Plassnik [2]. Da kann mann nur empfehlen den vielzitierten WHO-Bericht [3] gegen Gewalt zu lesen, in dem zu lesen ist, daß zwei Drittel der Gewaltopfer Männer sind (und das ohne die Einbindung von Studien, die etwas über die Gewalt von Frauen gegen Männer aussagen [4][5]). Aber wahrscheinlich wurde nur die abstruse Äußerung übernommen, die angeblich von Fr. Clinton stammt: „Frauen sind Hauptopfer im Krieg. Frauen verlieren ihre Gatten, ihre Väter, ihr Söhne im Kampf."

Und wenn unsere Frauenministerin davon spricht, "das Ziel jeder modernen Gesellschaft muss es sein, Frauen vor jeder Form von Gewalt zu schützen. Frei von Gewalt zu leben ist ein Menschenrecht" kann mann nur empfehlen, daß sie sich die Menschenrechte durchliest (oder zumindest die Zusammenfassung bei Wikipedia [6]. Die Rechte der Frauen sind dieselben wie die der Männer und falls spezielle oder erweiterte Rechte nur für Frauen gelten, dann verstossen sie gegen den Gleichheitsgrundsatz der Menschenrechte.

Gelobt wird natürlich das Gewaltschutzgesetz und seine Verschärfung gefordert [7]. Da ist so manche Feministin schon einen Schritt weiter [8].

Zuletzt sei noch gesagt, daß es wünschenswert wäre, auch mal einen Tag „gegen Gewalt“ zu erleben, in der offen über Täter, Täterinnen und die Opfer gesprochen wird. Einfach um das Bewußtsein für den Begriff Gewalt und wie sich Gewalt ausdrückt zu schaffen. Das wäre mal was im Sinne der Menschenrechte. Es müssen nicht 16 Tage sein. Einer könnte reichen...

Anmerkungen:

[1] 16 Tage gegen Gewalt in Wien
„Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und gleichzeitig der Auftakt zu 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen. In diesem Zeitraum kämpfen weltweit zahlreiche Institutionen und Organisationen für die Anerkennung von Frauenrechten als Menschenrechte.“
http://www.ceiberweiber.at/index.php?p=news&area=1&newsid=151

[2] Bures: "Frei von Gewalt zu leben ist ein Menschenrecht"
Plassnik: "Opfer von Gewalt fast immer weiblich"
24. November 2007
http://diestandard.at/?url=/?id=1194863273638

[3] http://www.who.int/violence_injury_prevention/violence/world_report/en/summary_ge.pdf

[4] Ärzte Zeitung, 05.07.2004
Männer werden mindestens ebenso oft Opfer von Gewalt wie Frauen
http://www.aerztezeitung.de/docs/2004/07/05/123a0301.asp?cat=/medizin/maennerprobleme

[5] Psychiatr News August 3, 2007
Volume 42, Number 15, page 31
© 2007 American Psychiatric Association
Clinical & Research News: Men Shouldn't Be Overlooked as Victims of Partner Violence
Joan Arehart-Treichel
http://pn.psychiatryonline.org/cgi/content/full/42/15/31-a

[6] „Jeder Mensch hat Anspruch auf die hiermit garantierten Menschenrechte und Freiheiten, ohne irgendeine Unterscheidung, wie etwa nach Rasse, Farbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer und sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, nach Eigentum, Geburt oder sonstigen Umständen.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte

[7] „Seit zehn Jahren habe Österreich ein Gewaltschutzgesetz, "das zu Recht international hoch anerkannt ist", so Bures. Trotzdem müsse man weitere Verbesserungen erreichen, sagt die Frauenministerin und verweist darauf, dass sie in Justizministerin Maria Berger "eine Verbündete im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern" habe. Konkret ist eine Ausweitung der einstweiligen Verfügung (gerichtliche Ausweisung des Täters aus der Wohnung) von drei auf sechs Monate geplant.“
http://diestandard.at/?url=/?id=1194863273638

[8] Massive Human Rights Abuses in the Name of Stopping Abuse
on Tuesday 20 November 2007
by Carey Roberts
http://www.ifeminists.net/e107_plugins/content/content.php?content.271

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