Da der Gehaltsunterschied zwischen Frau und Mann offensichtlich der Frauenpolitik und den Medien zu gering ist (lt. Statistik Austria 25,8% [1] bzw. 15% lt EU [2] siehe auch: Gehalts- und Interpretationsgefälle) wird eine neue „Erkenntnis Zahl“ in die Öffentlichkeit entlassen: der Einkommensunterschied [3], der lt. Rechnungshofbericht gar 40% ausmacht [4].
Wie immer befindet sich der Teufel (der auch in der gendergerechten Bibelübersetzung als einziger männlich bleiben darf) im Detail.
Einerseits wird mal wieder über alles quer „drübergerechnet“ und ein Durchschnittswert ermittelt. Die dieser Aussage (40% Einkommensunterschied) zugrunde liegenden Daten werden aber aus allen Bereichen undifferenziert zusammengewürfelt und dementsprehend auch falsch interpretiert.
In den Daten enthalten sind:
„Unselbständige Erwerbstätige“. Darüber, wie seriös die Zahlen bei Gehältern sind bzw. des sogenannten Lohngefälles sind, habe ich schon geschrieben siehe hier bzw. siehe auch [5]
Selbständige. Unter Selbständige werden alle zusammengefasst, vom Zeitungsverkäufer bis zum Grossunternehmer. Dass sich hier Einkommensunterschiede auftun, sagt einem der gesunde Hausverstand (Achtung Diskriminierung: der ist, zumindest lt. Billa männlich) und wie relevant bzw. vergleichbar diese Zahlen untereinander sind bzw. welche Aussagen sich daraus schlüssig ergeben sollen, bleibt fragwürdig. Polemisch gefragt: sollen wir Unternehmerquoten einführen? Und: es geht nicht um angestellte Führungskräfte (die sind in der vorhergehenden Gruppe enthalten) sondern um jene, die Unternehmen aufbauen (egal in welcher Grösse). Darf dann ein Mann nur mehr erfolgreich sein, wenn es dementsprechend eine Frau gib, die gleich erfolgreich ist?
Pensionisten. Wenn wir von Pensionisten sprechen, sind damit jene Einkommenempfänger gemeint, die zumindest vor 35-40 Jahren ihre Berufskarriere begannen. Dass zu dieser Zeit eklatante Unterschiede und auch fehlende Gleichberechtigung existierten, die auch zu dementsprechenden Unterschieden bei den Pensionsansprüchen führten, wird von niemanden bestritten. Diese „Altlast“ in die Argumentation für aktuelle Zahlen einzubauen ist fast schon zynisch, auch angesichts der Tatsache, dass selbst wenn ab sofort „Gleichheit“ herrschen würde, sich die Diskrepanz von heute (wie gross sie auch immer wirklich sein mag) auch noch in 50 Jahren auswirkt.
Aber unabhängig der wieder einmal alles gleichmachenden Durchschnittsrechnung werden andere Faktoren beim Einkommen übersehen, bzw. gar nicht berücksichtigt. Da als Einkommen alle Arbeitsstunden (inkl. Prämien und Überstunden) gelten, sollten diese auch als Faktor berücksichtigt werden. Männer arbeiten 38,9 Wochenarbeitsstunden im Gegensatz zu 29,8 Wochenarbeitsstunden der Frauen [6]. Wenn also Männer um 23,4% mehr Wochenarbeitsstunden als Frauen arbeiten, sollten sie dann nicht auch dementsprechend mehr Einkommen (Gehalt + Überstunden + Prämien) dafür erhalten? Bzw. sollten diese Daten (im Sinne einer intelligenten Interpretation) nicht berücksichtigt werden? Im selben Bericht zu finden: Männer leisteten 2006 4.420,8 Mio. Arbeitsstunden im Gegensatz zu 2.688,0 Mio. Arbeitsstunden von Frauen (was im übrigen 60% der Arbeitsstunden der Männer wären = 40% Unterschied. Das soll aber keine Erklärung für die oben angesprochenen 40% Einkommensunterschied sein, es ist eher ein Rechenbeispiel in der Art, wie es die Politik, Medien und Frauengruppen praktizieren). Und: Abend- und Nachtarbeit wird von 1,4006 Mio Männern geleistet im Gegensatz zu 0,7161 Mio. Frauen. Davon leisten 569.500 Männer und 288.000 Frauen diese regelmäßig.
Es soll hier nicht aufgezeigt werden, dass es keinerlei Unterschiede gäbe. Es soll nur wieder einmal verdeutlicht werden, dass man den öffentlich kolportierten Zahlen nicht trauen darf. Warum aber die Politik kein Interesse hat, differenzierte Studien in Auftrag zu geben, liegt neben einem polemischen Wert vielleicht auch daran, dass andere „Probleme“ damit leicht kaschiert werden können (zB. die immer grösser werdende Einkommenschere zwischen gut und schlechter verdienenden Erwerbstätigen. Siehe auch Rechnungshofbericht [4]).
Anmerkungen:
[1] Laut Statistik Austria (Stand 2007):
„Ganz allgemein lagen die Verdienste der Frauen demnach um 25,8% unter jenen der Männer. Die Höhe der geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Verdiensten war dabei relativ unabhängig vom Anteil der Frauen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen und reichte von 28,8% in ‚Kredit- und Versicherungswesen‘ bis 11,5% im Bereich ‚Verkehr- und Nachrichtenübermittlung‘.“ Link
[2] „Immer noch verdienen Frauen im Durchschnitt 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und sind viel seltener in Spitzenpositionen zu finden.“ Link
[3] Auch wenn die Medien und die Politiker es permanent verwechseln: mit Einkommen wird das Pro Kopf Einkommen bezeichnet, also alles Geld das „reinkommt“ (Gehalt, Überstunden, Prämien, Gewinne, Erlöse...) während beim Gehalt oder Lohn vom Stundenlohn (ohne Überstunden und Prämien) bei „unselbständig Erwerbstätigen“ gesprochen wird.
[4] Rechnungshofbericht:
http://www.rechnungshof.gv.at/berichte/ansicht/detail/einkommensbericht-20061.html
[5] 26. Juli 2007
Herr Spidlas Gespür für Frauen http://manndat.abplesk01.de/index.php?id=497
[6] Arbeitsmarktstatistik 2006 von Statistik Austria:
Link und zum Download
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